Das Kopf-an-Kopf-Rennen: Überholt Indien China?


Der Kampf um den Status der Weltmacht Nummer 1 hat begonnen, und die Vereinigten Staaten werden wohl das Nachsehen haben, und vom lange Zeit so sicher geglaubten Tron gestoßen werden. Gerade noch hat die ganze Welt dabei auf China geschaut, da kommt plötzlich Indien ins Spiel und löst das sog. Reich der Mitte als bevölkerungsreichstes Land ab.

Über die meisten Einwohner zu verfügen, garantiert jedoch noch keinen wirtschaftlichen Erfolg. So hat China noch immer ein viel höheres Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Indien, und dies nominal als auch kaufkraftbereinigt. Gleichzeitig aber wächst Indiens Wirtschaft schneller als Chinas, und sie hat ein besonders großes Potenzial in den Dienstleistungssektoren, vor allem im IT-Bereich.
Zudem profitiert Indien auch von seiner demokratischen Struktur und seiner engen Partnerschaft mit dem Westen.

China hingegen sieht sich mit einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung konfrontiert, die seine Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte. Die Chinesen haben auch geopolitische Spannungen mit vielen Ländern, vor allem mit den USA, und hinzu kommt ein Streit mit Indien um karge Gebiete im Gebirge an der gemeinsamen Grenze, was die Beziehungen zwischen den beiden asiatischen Riesen belastet.

Indien profitiert von guten Beziehungen mit den USA

Die Beziehung zwischen Indien und den USA ist im Allgemeinen gut und hat sich in den letzten Jahren verstärkt. Beide Länder teilen gemeinsame Werte wie Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Sie arbeiten auch in vielen Bereichen zusammen, wie im Kampf gegen den Terrorismus, im Klimaschutz, in der Gesundheit und in der Entwicklung. Die USA sind Indiens wichtigster Handelspartner und einer der größten Investoren in Indien. Sie unterstützen auch Indiens Rolle als regionaler Führer und als globaler Akteur.

Die Beziehung zwischen Indien und den USA ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Es gibt noch immer Meinungsverschiedenheiten über Handelsfragen, Menschenrechtsfragen, Visabestimmungen und regionale Konflikte. Die USA pflegen auch enge Beziehungen zu Pakistan, dem Erzrivalen Indiens. Außerdem müssen beide Länder einen Umgang mit dem Aufstieg Chinas finden, das sowohl ein Konkurrent als auch ein Partner für sie ist.

Die Wahl von Joe Biden zum Präsidenten der USA hat die Beziehung zwischen Indien und den USA nicht grundlegend verändert, aber einige neue Akzente gesetzt. Biden hat sich für eine stärkere Zusammenarbeit mit Indien ausgesprochen, vor allem im Rahmen des Quad-Formats, das auch Japan und Australien umfasst. Hinzu kommt, dass der amerikanische Präsident seine Unterstützung für eine Reform des UN-Sicherheitsrates bekräftigt, die Indien einen ständigen Sitz geben könnte.

Auf der anderen Seite hat Biden aber auch mehr Druck auf Indien ausgeübt, seine demokratischen Standards zu wahren und die Menschenrechte zu respektieren, vor allem im Hinblick auf die Situation in Kaschmir und die Behandlung von Minderheiten.

Die Beziehung zwischen Indien und den USA ist also vielschichtig und dynamisch. Sie basiert auf gemeinsamen Interessen und Werten, aber auch auf pragmatischen Erwägungen. Sie wird von beiden Seiten als wichtig angesehen, aber auch von anderen Faktoren beeinflusst.


Exkurs: Das Quad-Format

Das Quad-Format ist ein informeller Dialog zwischen den USA, Indien, Japan und Australien über Sicherheitsfragen im Indopazifik-Raum. Es wurde 2007 vom damaligen japanischen Premierminister Shinzo Abe initiiert und soll ein Gegengewicht zu Chinas wachsendem Einfluss in der Region bilden. Die Quad-Länder treffen sich regelmäßig auf verschiedenen Ebenen, um ihre Zusammenarbeit zu vertiefen. Im März 2021 fand erstmals ein virtueller Gipfel der Staats- und Regierungschefs statt, an dem auch US-Präsident Joe Biden teilnahm.

Die Quad-Länder betonen, dass sie einen „freien und offenen Indopazifik“ fördern wollen, der auf demokratischen Werten und internationalem Recht basiert. Sie haben auch gemeinsame Initiativen in Bereichen wie Impfstoffproduktion, Klimawandel, Infrastruktur und Meeresüberwachung gestartet.

Das Quad-Format ist jedoch nicht unumstritten. China sieht es als eine Anti-China-Allianz an, die seine legitimen Interessen untergräbt. China hat die Quad-Länder kritisiert und vor möglichen Sanktionen gewarnt. Auch einige andere Länder in Asien sind skeptisch gegenüber dem Quad-Format, da sie befürchten, zwischen den USA und China wählen zu müssen oder in einen Konflikt hineingezogen zu werden. Das Quad-Format ist daher kein formelles Bündnis wie die NATO, sondern eher ein flexibler Mechanismus zur Koordination und Konsultation zwischen gleichgesinnten Partnern.


Wie also wird dieses Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen China und Indien ausgehen? Viele Faktoren beeinflussen das Ergebnis.
Beide Länder haben ihre Stärken und Schwächen und müssen sich großen Herausforderungen stellen. Es könnte sogar möglich sein, dass sie in Zukunft mehr kooperieren als konkurrieren, um gemeinsame Interessen zu verfolgen und regionale und globale Probleme zu lösen.
Das Rennen ist noch lange nicht beendet, und die Entwicklung bleibt spannend…