Einkaufsverbot an Sonntagen – Warum folgen andere Länder dem deutschen Beispiel nicht?

Der Sonntag bietet in Deutschland ein ganz besonderes Bild: Während die Innenstädte ungewöhnlich leer sind und wie ausgestorben wirken, da die Geschäfte aufgrund gesetzlicher Regelungen geschlossen bleiben müssen, herrscht in den teuren Shops der Tankstellen reger Betrieb. Schließlich ist dieser siebte Tag der Woche gesetzlich als Ruhetag geschützt. Die Menschen sollen Zeit bekommen, sich zu erholen, soziale Bindungen zu stärken und ihren persönlichen Interessen nachzugehen. „Vater Staat“ weiß was gut für uns ist.
Aber warum folgen fast alle anderen Länder dieser Welt eben NICHT unserem Beispiel?

Einer der Hauptgründe liegt in der kulturellen Vielfalt und den unterschiedlichen religiösen Traditionen weltweit. Während bei uns der Sonntag als Ruhetag angesehen wird, hat er in anderen Kulturen keine religiöse Bedeutung. Beispielsweise ist es der Freitag, der im Islam als heiliger Tag betrachtet, während im Judentum der Sabbat als Ruhetag gilt. In säkularen Gesellschaften wiederum hat der Sonntag möglicherweise keine spezifische Bedeutung als Ruhetag.

Ein weiterer Grund liegt in der Wertschätzung der individuellen und unternehmerischen Freiheit. Ein staatliches Verbot des Einkaufs an einem bestimmten Tag wird in vielen Staaten als Einschränkung dieser Freiheiten angesehen und würde auf Widerstand stoßen. Die meisten Länder bevorzugen es, die Öffnungszeiten von Geschäften den individuellen Bedürfnissen und Marktkräften anzupassen, anstatt sie gesetzlich zu regeln.

Zusätzlich spielen wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. In vielen Ländern ist der Einzelhandel ein wichtiger Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze schafft und zum wirtschaftlichen Wachstum beiträgt. Ein Verbot des Einkaufs am Sonntag könnte zu Umsatzeinbußen im Einzelhandel führen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen. Darüber hinaus könnten alternative Einkaufsmöglichkeiten wie Online-Shopping an Bedeutung gewinnen, wenn die Menschen an Sonntagen nicht in Geschäften einkaufen können, obwohl sie ausgerechnet dann oft alle Zeit dafür hätten.

Passt das Ladenöffnungsverbot noch in unsere Zeit? Darüber wird zumindest immer mal wieder diskutiert. Vielleicht wäre ja eine Volsabstimmung eine Möglichkeit um auszuloten, ob die Mehrheit der Menschen in diesem Land immer noch Anhänger der verordneten Sonntagsruhe sind, die zwar für den Einzelhandel gilt, aber komischerweise nicht für Freizeitparks, Restaurants und viele andere Einrichtungen – und deren Mitarbeiter scheinen sich darünber auch nicht zu beklagen, dass sie an Sonntagen arbeiten müssen, während man es denn Angestellten in den Supermärkten wiederum nicht zumuten möchte. Die sollen an diesem heiligen Tag bei ihren Familien sein dürfen. Alles andere wäre eine unakzeptable Zumutung…