Kaperbriefe – Die Lizenz zum Kapern


Die Geschichte der Seefahrt ist voll von spannenden Geschichten über Piraten, die auf der Suche nach Schätzen und Abenteuern die Meere unsicher machten. Doch nicht alle Piraten waren gesetzlose Räuber, die nach eigenem Gutdünken handelten. Einige von ihnen waren sogenannte Freibeuter oder Kaperer, die im Auftrag einer Regierung feindliche Schiffe angriffen und plünderten. Dafür benötigten sie einen Kaperbrief, ein offizielles Dokument, das ihnen das Recht und den Auftrag dazu gab.

Was war ein Kaperbrief?

Ein Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, der dadurch zur Kaperfahrt berechtigt wurde. Das bedeutete, dass der Kaperkapitän das Recht bzw. den Auftrag hatte, Schiffe einer anderen Nation zu kapern (entern) oder zu versenken. Der Kaperer handelte dabei offiziell im Auftrag des ausstellenden Staates. Zugleich wurde dem Kaperfahrer Schutz in den Häfen der ausstellenden Nation zugesagt. Im Gegenzug musste der Kaperkapitän einen Teil der Beute, der sogenannten Prise, an den ausstellenden Staat abführen. An Bord wurde der Beuteanteil oder der Erlös daraus, das Prisengeld, nach einem festgelegten Schlüssel verteilt.

Warum gab es Kaperbriefe?

Kaperbriefe entstanden im 12. Jahrhundert im Zuge der Regelung des bis dahin praktisch rechtsfreien Zustands auf See. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Kaperei ein akzeptierter Teil der Seekriegsführung. Mit dem Kaperbrief wurde „Seekriegsführung im Auftrag“ von Piraterie abgegrenzt. Teilweise nutzten Kaperkapitäne aber den Kaperbrief aus, um nebenbei Piraterie zu betreiben.

Ziel der Kaperschiffe waren in erster Linie Handelsschiffe. Kaperbriefe wurden insbesondere dann ausgestellt, wenn Staaten kurzfristig ihre Seemacht verstärken wollten oder auch nur Geld brauchten. Ein typisches Beispiel ist das elisabethanische England, das Francis Drake und andere Kapitäne anwarb, um einerseits Spanien zu schwächen und sich andererseits Einnahmen für den Aufbau einer großen Kriegsflotte zu verschaffen. Auf diese Weise gelangten sie an nautisch hochqualifizierte Kapitäne anderer Nationen.

Wie endete die Kaperei?

Mit dem Fortschritt der Seefahrt und dem Aufkommen des Völkerrechts wurde die Kaperei zunehmend als illegitim angesehen. Mit Unterzeichnung der Pariser Seerechtsdeklaration vom 16. April 1856 begann die allmähliche internationale Ächtung der Kaperei. Die meisten Staaten verzichteten auf die Ausstellung von Kaperbriefen und erklärten die Piraterie zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die letzten bekannten Fälle von Kaperei ereigneten sich während des Ersten Weltkriegs und des Spanischen Bürgerkriegs.

Fazit

Kaperbriefe waren eine interessante Facette der Seegeschichte, die sowohl heldenhafte als auch schurkische Gestalten hervorbrachte. Sie zeugen von einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen Recht und Unrecht auf See oft verschwommen waren. Heute sind sie nur noch historische Dokumente, die uns einen Einblick in die Vergangenheit geben.