Wer trägt die Schuld an der Flutkatastrophe in Texas – Trump oder Biden?

Wer trägt die Schuld an der Flutkatastrophe in Texas – Trump oder Biden?

In den ersten Julitagen traf Zentraltexas eine der schlimmsten Flutkatastrophen der US-Geschichte. Innerhalb weniger Stunden fielen in Regionen wie Kerr County über 50 Zentimeter Regen, der Guadalupe River stieg dramatisch an, ganze Straßenzüge und Camps wurden überflutet. Mehr als 100 Menschen kamen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder aus einem Sommercamp, Hunderte gelten als verletzt oder vermisst. Die Katastrophe löste eine beispiellose Rettungsaktion aus – und eine politische Schulddebatte, die sofort Fahrt aufnahm.

Präsident Donald Trump, seit Januar 2025 erneut im Amt, weist jede Verantwortung zurück. Stattdessen attackiert er seinen Vorgänger Joe Biden und dessen Regierung für angebliche Versäumnisse bei Katastrophenschutz und Infrastruktur. Der nationale Wetterdienst sei unterfinanziert, es habe keine ausreichende Vorbereitung auf Extremwetterereignisse gegeben, so Trumps Vorwurf. Doch Kritiker kontern: Trump selbst habe seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus wenig getan, um bestehende Schwächen zu beseitigen – und viele davon sogar selbst verursacht.

Tatsächlich lassen sich strukturelle Probleme nicht auf eine Regierung allein zurückführen. Während Biden in seiner Amtszeit Programme zur Klimaresilienz und Katastrophenvorsorge nur langsam neu belebte, war es unter Trump, sowohl in seiner ersten Präsidentschaft als auch in seiner aktuellen, zu Kürzungen bei wichtigen Frühwarnsystemen gekommen. Programme zur Modernisierung von Warninfrastruktur, zur Flutkartierung und zur Katastrophenvorsorge wurden systematisch zurückgefahren. In Kerr County etwa fehlten funktionierende Sirenen vollständig – ein Umstand, der viele Menschen völlig unvorbereitet traf.

Als Präsident trägt Trump heute direkte Verantwortung für die Bundesebene: von der Finanzierung des Katastrophenschutzes bis zur Koordinierung mit den Bundesstaaten. Dass er nun ausschließlich auf Versäumnisse der Vergangenheit verweist, wirkt wenig glaubwürdig – insbesondere, weil Texas unter republikanischer Führung steht und Bundesmittel für Klimaanpassung in der Region in der Vergangenheit wiederholt abgelehnt wurden.

Die Schuldfrage wird aktuell zum politischen Machtspiel – doch die Realität ist vielschichtiger. Die Flutkatastrophe von Texas ist das Ergebnis aus Naturgewalt, fehlender Vorbereitung und jahrelanger politischer Kurzsichtigkeit. Dass nun Menschen sterben mussten, weil Frühwarnsysteme fehlten, ist ein Versagen der öffentlichen Hand – über Regierungswechsel hinweg. Wer jetzt Schuld verteilt, sollte auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Denn das nächste Extremwetterereignis wird kommen. Die Frage ist, ob dann endlich besser vorbereitet – und weniger politisiert – reagiert wird.

Mark Petersen