Meistert die Wasser-Infrastruktur in Deutschland den Klimawandel?

Deutschland ist ein wasserreiches Land, aber in den letzten Jahren hat es zunehmend mit Wassermangel zu kämpfen. Die Ursachen sind vielfältig: der Klimawandel, der zu längeren Trockenperioden und höherer Verdunstung führt, der hohe Verbrauch durch Landwirtschaft und Privathaushalte, der zu geringen Grundwasserneubildung beiträgt, und die schwindenden Gletscher, die wichtige Wasserspeicher darstellen.

Wie kann Deutschland mit dieser Herausforderung umgehen? Welche Rolle spielt die Wasser-Infrastruktur, die das Wasser von den Quellen zu den Verbrauchern transportiert und speichert? Und wie können die Bürgerinnen und Bürger ihren Beitrag zum Wasserschutz leisten?

Die Wasser-Infrastruktur in Deutschland besteht aus verschiedenen Elementen: den Wasserwerken, die das Wasser aus Grundwasser, Quellen oder Talsperren fördern und aufbereiten, den Rohrleitungen, die das Wasser zu den Haushalten und anderen Abnehmern bringen, den Wasserspeichern, die das Wasser für Zeiten der Knappheit oder des Bedarfs vorhalten, und den Kläranlagen, die das Abwasser reinigen und wieder in den Wasserkreislauf zurückführen.

Die Wasserwerke sind für die Qualität des Trinkwassers verantwortlich, die in Deutschland sehr hoch ist. Sie müssen regelmäßig das Wasser auf Schadstoffe wie Nitrat, Pestizide oder Mikroplastik untersuchen und gegebenenfalls filtern. Die Rohrleitungen sind in einem guten Zustand, aber es gibt immer noch Wasserverluste durch Leckagen oder Messfehler. Die Wasserverluste lagen im Jahr 2020 bei 6,4 Prozent des Bruttowasseraufkommens. Das ist im internationalen Vergleich relativ gering, aber es besteht noch Verbesserungspotenzial. Die Wasserwerke versuchen, die Verluste durch regelmäßige Wartung und Erneuerung der Leitungen zu reduzieren.

Die Wasserspeicher sind ein wichtiger Faktor für die Sicherung der Wasserversorgung. Sie können natürlicher oder künstlicher Art sein. Zu den natürlichen Speichern gehören vor allem das Grundwasser und die Gletscher. Das Grundwasser ist die wichtigste Quelle für Trinkwasser in Deutschland. Es macht mehr als 70 Prozent des Trinkwassers aus. Das Grundwasser hat sich in den letzten Jahren nach den trockenen Jahren 2018 bis 2020 langsam wieder erholt, aber es ist noch nicht auf dem Niveau von vor der Dürre. Die Gletscher sind ein wichtiger Speicher für Süßwasser, aber sie schmelzen durch den Klimawandel immer schneller ab. Das hat negative Folgen für die Flüsse und Seen, die von ihnen gespeist werden.

Zu den künstlichen Speichern gehören vor allem die Talsperren und die Erdbeckenspeicher. Die Talsperren sind Stauseen, die durch Dämme oder Staumauern gebildet werden. Sie dienen nicht nur der Trinkwasserversorgung, sondern auch der Stromerzeugung aus Wasserkraft und dem Hochwasserschutz. Sie können aber auch zu Wasserverlusten durch Verdunstung führen. Die Erdbeckenspeicher sind eine neue Technologie, die Abwärme oder Sonnenenergie nutzen, um Wasser zu erwärmen und zu speichern. Sie sind noch nicht weit verbreitet in Deutschland. Der erste Erdbeckenspeicher Deutschlands wird zurzeit in Meldorf im Kreis Dithmarschen gebaut. Er soll künftig 55 Gebäude mit Wärme versorgen.

Die Kläranlagen sind für die Reinigung des Abwassers zuständig, das aus Haushalten, Industrie oder Landwirtschaft stammt. Sie entfernen Schmutzstoffe wie organische Verbindungen, Stickstoff oder Phosphor aus dem Wasser und leiten es wieder in Flüsse oder Seen ein. Die Kläranlagen müssen auch neue Herausforderungen bewältigen, wie zum Beispiel die Entfernung von Arzneimittelrückständen oder multiresistenten Keimen aus dem Abwasser. Dafür sind oft zusätzliche Reinigungsstufen oder Verfahren nötig.

Die Wasser-Infrastruktur in Deutschland ist also vielfältig und leistungsfähig, aber sie muss auch an die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel und den steigenden Wasserverbrauch angepasst werden. Dafür sind Investitionen in die Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur notwendig, aber auch ein bewussterer Umgang mit Wasser. Die Bürgerinnen und Bürger können ihren Beitrag zum Wasserschutz leisten, indem sie zum Beispiel Wasser sparen, Regenwasser sammeln oder auf umweltfreundliche Reinigungsmittel achten. Denn Wasser ist ein kostbares Gut, das es zu schützen gilt.