Das Geld, das sich selbst vernichtet: Die Geschichte der Wörgl-Währung


Ein Geldexperiment in der Weltwirtschaftskrise

Die Wörgl-Währung war eine lokale Komplementärwährung, die in der österreichischen Stadt Wörgl im Jahr 1932 eingeführt wurde, um die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu bekämpfen. Das Experiment basierte auf den Ideen des deutschen Ökonomen Silvio Gesell, der eine umlaufgesicherte Währung vorschlug, die durch eine monatliche Gebühr an Wert verlor und so den Geldumlauf anregen sollte.

Die Stadt Wörgl litt unter hoher Arbeitslosigkeit, Steuerausfällen und Investitionsstau. Der damalige Bürgermeister Michael Unterguggenberger beschloss, eigene Arbeitswertscheine im Wert von 34.500 Schilling auszugeben, die durch Bargeld bei der lokalen Bank gedeckt waren und an den Schilling gekoppelt waren. Die Scheine mussten jedoch jeden Monat mit einer Marke zu einem Prozent des Nennwertes beklebt werden, um ihre Gültigkeit zu behalten. Dies sollte die Besitzer motivieren, das Geld schnell auszugeben oder zu investieren.

Das Experiment war ein Erfolg. Die Wörgl-Währung wurde von den lokalen Geschäften und Bürgern akzeptiert und zirkulierte rasch in der Region. Die Stadt konnte mit dem Geld öffentliche Arbeiten finanzieren, wie z.B. den Bau einer Brücke, eines Schwimmbads und einer Skisprungschanze. Die Arbeitslosigkeit sank, die Steuereinnahmen stiegen und die Wirtschaft belebte sich.

Das Experiment erregte auch internationales Aufsehen und Interesse. Viele andere Gemeinden wollten das Modell nachahmen oder sich an der Wörgl-Währung beteiligen. Doch die österreichische Nationalbank sah in dem Experiment eine Gefahr für ihre Geldhoheit und klagte gegen die Stadt Wörgl. Im September 1933 wurde das Experiment vom Obersten Gerichtshof verboten und beendet.

Die Wörgl-Währung ging als das „Wunder von Wörgl“ in die Geschichte ein und dient noch heute als Vorbild für viele regionale Geld- und Tauschinitiativen. Die Stadt Wörgl hat ein Museum eingerichtet, das an das Experiment erinnert und seine Bedeutung für die heutige Zeit aufzeigt.