Ein „Manhattan-Projekt“ für Babys – wie die Heritage Foundation Amerikas Familienpolitik umkrempeln will

Ein „Manhattan-Projekt“ für Babys – wie die Heritage Foundation Amerikas Familienpolitik umkrempeln will

Hinter den Kulissen von Project 2025, dem konservativen Regierungsfahrplan für eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump, formiert sich ein Plan, der an Deutlichkeit kaum zu überbieten ist: Die Heritage Foundation fordert nichts weniger als ein „Manhattan-Projekt“, um die klassische amerikanische Familie zu retten. Der Name ist bewusst gewählt – wie einst beim Bau der Atombombe soll auch hier ein nationaler Kraftakt entstehen, diesmal jedoch nicht für Waffen, sondern für mehr Kinder.

Im Zentrum steht die Idee, verheiratete heterosexuelle Paare zur Familiengründung zu ermutigen. Damit einher geht eine klare Absage an moderne Reproduktionstechnologien wie Eizellen-Einfrieren, künstliche Befruchtung oder Leihmutterschaft. Solche Verfahren, so die Argumentation, führten in eine Zukunft künstlicher Gebärmütter und „maßgeschneiderter“ Babys aus dem Labor – ein Szenario, das die Stiftung entschieden ablehnt. Statt technischer Lösungen soll die Rückkehr zur traditionellen Ehe das Mittel gegen demografischen Niedergang sein.

Die Diagnose der Heritage Foundation liest sich wie ein Rundumschlag gegen die kulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Schuld an Einsamkeit, Geburtenrückgang und bröckelnden Familien seien sexuelle Freiheit, Pornografie, die Antibabypille, Abtreibung, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Karrierefixierung und die Möglichkeit, sich ohne Schuldzuweisung scheiden zu lassen. All das habe, so die Argumentation, das Fundament amerikanischer Ehen ausgehöhlt.

Der Gegenentwurf ist eindeutig: Eine Rückbesinnung auf das Ideal der „nuklearen Familie“, getragen von Ehe und Kindern, soll die USA aus der demografischen Krise führen. Was für die einen wie ein romantisiertes Familienbild klingt, wirkt für andere wie ein politisches Projekt, das individuelle Lebensentwürfe massiv einschränken könnte. Sicher ist: Mit dieser Rhetorik und dem Bild des „Manhattan-Projekts für Babys“ treibt die Heritage Foundation die Debatte über die Zukunft von Ehe, Familie und persönlicher Freiheit in den USA in eine neue Schärfe.

Mark Petersen