„Prices are WAY DOWN“ – Trumps Wahrnehmung und die Realität

„Prices are WAY DOWN“ – Trumps Wahrnehmung und die Realität

Trumps Botschaft auf Truth Social

„Prices are WAY DOWN in the USA, with virtually no inflation“, schrieb Donald Trump jüngst auf Truth Social. Energiepreise seien stark gefallen, Benzin befinde sich auf einem „Mehrjahrestief“, und die von ihm verhängten Zölle brächten Billionen Dollar ein, die Amerika stark und respektiert machten. Zugleich wetterte er gegen Windkraftanlagen, die seiner Darstellung nach Staaten und Länder „töten“. Wie so oft gilt: Zwischen der zugespitzten Rhetorik und den tatsächlichen Zahlen liegen Welten.



Inflation nicht verschwunden

Die Vorstellung, es gebe praktisch keine Inflation mehr, ist schlicht unzutreffend. Die offizielle Teuerungsrate in den USA liegt bei 2,7 Prozent. Das ist zwar weit entfernt von den Spitzenwerten der Jahre 2021 und 2022, bleibt aber oberhalb des Zielwerts der US-Notenbank von zwei Prozent. Besonders deutlich zeigt sich der Druck bei der sogenannten Kerninflation, die ohne Lebensmittel und Energie berechnet wird und zuletzt bei über drei Prozent lag. Von „way down“ kann also nur eingeschränkt die Rede sein.

Energiepreise im Abwärtstrend – aber nicht im freien Fall

Richtig ist, dass Benzin und Energie im Jahresvergleich günstiger geworden sind. Der Durchschnittspreis für eine Gallone Benzin lag zuletzt bei rund 3,19 Dollar, was deutlich unter den Rekordständen von 2022 liegt. Dennoch handelt es sich nicht um ein historisches Tief, wie Trump suggeriert. Der Abwärtstrend wirkt dämpfend auf die Inflation, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Bereiche des Warenkorbs weiterhin spürbare Preissteigerungen aufweisen.

Windräder als Sündenbock

Wenn Trump Windkraftanlagen als Gefahr für Staaten und Länder bezeichnet, ist das keine wirtschaftliche Analyse, sondern politische Polemik. Windenergie ist längst ein zentraler Bestandteil vieler nationaler Energiestrategien, vor allem in Europa. Sie reduziert Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern und senkt Emissionen. Kritik gibt es an einzelnen ökologischen und ästhetischen Fragen, doch die These, Windräder würden ganze Gesellschaften „töten“, entbehrt jeder Grundlage.

Der Zoll-Mythos

Besonders groß ist die Diskrepanz zwischen Behauptung und Realität bei den Zolleinnahmen. Trump spricht von Billionen Dollar, die dank seiner Handelspolitik in die Staatskasse fließen. Tatsächlich bewegen sich die Einnahmen in einer Größenordnung von einigen Hundert Milliarden pro Jahr. Zwar sind Zölle ein wirksames fiskalisches Instrument, doch sie belasten letztlich oft auch US-Unternehmen und Konsumenten, da die Kosten von Importeuren weitergegeben werden. Wirtschaftsexperten warnen sogar, dass Zölle längerfristig die Inflation anheizen können – das Gegenteil dessen, was Trump behauptet.

Ein verzerrtes Bild

Trumps Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage ist geprägt von Übertreibung und Zuspitzung. Energiepreise sind gesunken, aber nicht dramatisch. Inflation hat sich abgeschwächt, aber keineswegs aufgelöst. Windkraft ist keine Bedrohung, sondern Teil einer globalen Energiewende. Und Zolleinnahmen bewegen sich in realistischen Größenordnungen, nicht in den von Trump genannten Fantasiezahlen. Was bleibt, ist ein Bild, das politisch mobilisieren soll, ökonomisch aber wenig mit der Realität zu tun hat.

Mark Petersen