Dänemarks harter Kurs in der Flüchtlingspolitik – Vorbild oder Abschreckung?

Dänemarks harter Kurs in der Flüchtlingspolitik – Vorbild oder Abschreckung?

Am Rand eines Flüchtlingszentrums in Dänemark stehen mehrere Menschen reglos im kalten Wind. Im Vordergrund hält eine Frau in Kopftuch ihr Kind fest im Arm. Der Blick des Mädchens trifft die Kamera direkt, wachsam, fast trotzig. Hinter ihnen: einfache weiße Wohncontainer, kahle Bäume, ein grauer Himmel. Die Szene wirkt wie eingefroren – ein Moment der Unsicherheit, des Wartens. Vielleicht auch der Resignation. Dieses Bild könnte kaum deutlicher veranschaulichen, wohin sich Dänemarks Asylpolitik in den letzten Jahren bewegt hat: konsequent, kontrolliert – aber auch distanziert.

Unter der sozialdemokratischen Regierung von Mette Frederiksen hat sich das Land auf das Ziel festgelegt, möglichst keine spontanen Asylbewerber mehr aufzunehmen. Die Devise lautet: Schutz ja, aber bitte nicht hier. Wer es dennoch nach Dänemark schafft, sieht sich mit einer der härtesten Regelungen Europas konfrontiert. Aufenthaltstitel sind befristet, oft auf nur ein oder zwei Jahre, und selbst gut integrierte Personen müssen mit dem Widerruf ihres Status rechnen. Der Familiennachzug ist stark eingeschränkt, und selbst persönliche Wertgegenstände können konfisziert werden, um die Unterbringungskosten zu decken – eine Maßnahme, die international für Aufsehen sorgte.

Die Geflüchteten, wie jene auf dem Bild, werden in abgelegenen Unterkünften untergebracht, mit wenig Kontakt zur Bevölkerung. Wer arbeiten kann, muss Miete zahlen – nicht wenig. Und wer gehen möchte, wird mit bis zu 20.000 Euro für die freiwillige Rückkehr unterstützt. Dänemark prüft zudem die Möglichkeit, Asylverfahren künftig vollständig außerhalb Europas, etwa in Ruanda, durchführen zu lassen.

Finanziell scheint sich das System auszuzahlen. Die Asylzahlen sind drastisch gesunken, und die öffentlichen Ausgaben pro Flüchtling liegen deutlich unter denen in Ländern wie Deutschland. Dort bemüht man sich weiter um Integration, Daueraufenthalt und Rechtsstaatlichkeit, während Dänemark die Rolle des Gastlandes am liebsten ganz delegieren würde.

Das Bild der Flüchtlingsfamilie vor der Unterkunft spiegelt genau diesen Ansatz wider: pragmatisch, geordnet, aber ohne Willkommensgestus. Es bleibt die Frage, was eine solche Politik langfristig bedeutet – für die betroffenen Menschen, für die Gesellschaft und für Europas Selbstverständnis als Zufluchtsort. Dänemark geht hier seinen eigenen Weg. Und der ist kühl kalkuliert.

Mark Petersen

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