Zölle zwischen USA und EU: Null für Amerika, 15 % für Europa

Seit Juli 2025 gilt ein neues Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union – mit überraschend ungleichen Regeln: Während die EU ihre Zölle auf US-Produkte wie Autos, Elektronik und Pharmazeutika vollständig abschafft, erhebt Washington auf nahezu alle EU-Importe einen pauschalen Zollsatz von 15 Prozent. Was auf den ersten Blick wie ein diplomatischer Rückzieher Brüssels wirkt, ist in Wahrheit ein taktisches Manöver – aber eines mit fragwürdiger Fairness.
Die neue Regelung bedeutet: US-Unternehmen können ihre Waren zollfrei in die EU exportieren, während europäische Exporteure tief in die Tasche greifen müssen, wenn sie ihre Produkte in die Vereinigten Staaten liefern wollen. Betroffen sind etwa Maschinenbauer, Autohersteller oder Chemieunternehmen – also Branchen, in denen Europa traditionell stark ist.
Warum also dieser einseitige Deal? Die USA argumentieren mit einer unausgeglichenen Handelsbilanz und wollen mit dem 15-Prozent-Zoll einen Ausgleich schaffen. Die EU wiederum verzichtet auf Vergeltungsmaßnahmen und setzt auf Deeskalation: Ziel war es, eine drohende Eskalation im Handelsstreit zu verhindern. Zudem hofft Brüssel, dass amerikanische Unternehmen langfristig im europäischen Markt investieren und Arbeitsplätze schaffen. Offiziell heißt es, die Zollfreiheit sei nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem ausgeglichenen, fairen Handel.
Ob das aufgeht, ist fraglich. Kritiker werfen der EU vor, sich über den Tisch ziehen zu lassen. Die Asymmetrie sei auf Dauer nicht tragbar. Gleichzeitig zeigt sich: Für manche Unternehmen könnte der Deal dennoch lohnenswert sein. Deutsche Autohersteller etwa profitieren davon, dass US-Zölle auf ihre Fahrzeuge wegfallen – während Tesla-Modelle weiterhin mit CO₂-Grenzabgaben (CBAM) belegt werden, wenn sie in die EU eingeführt werden. Doch auch hier gibt es Ausnahmen und komplexe Regelungen, insbesondere für energieintensive Güter wie Stahl oder Aluminium.
Unterm Strich bleibt der Eindruck eines Deals, der kurzfristig den Frieden wahrt, aber langfristig das Gleichgewicht vermissen lässt. Die USA erhalten freien Zugang zu einem der wichtigsten Märkte der Welt – Europa bezahlt dafür mit Zugeständnissen. Ob sich das auszahlt, wird sich erst zeigen, wenn in Washington über eine Senkung des 15 %-Zolls nachgedacht wird. Bis dahin bleibt der Beigeschmack: wirtschaftlich wirksam, aber politisch schwer zu schlucken.