Stellt eine neue Studie die Klimawissenschaft auf den Kopf?

Stellt eine neue Studie die Klimawissenschaft auf den Kopf?

Ein Paukenschlag aus Athen

Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität Athen hat eine Arbeit veröffentlicht, die in manchen Schlagzeilen bereits als „Revolution“ in der Klimaforschung bezeichnet wird. Der Kerngedanke: In den letzten 40 Jahren soll sich die isotopische Signatur des Kohlendioxids in der Atmosphäre kaum verändert haben. Wenn das stimmt, wären die vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgase in diesen Daten unsichtbar, und die Rolle fossiler Brennstoffe für den Klimawandel müsste neu gedacht werden.

Was ist eine isotopische Signatur?

Kohlendioxid ist nicht gleich Kohlendioxid. Kohlenstoff kommt in verschiedenen Varianten vor, sogenannten Isotopen, die sich in ihrer Masse unterscheiden. Fossile Brennstoffe enthalten weniger vom schwereren Kohlenstoff. Wenn Kohle, Öl oder Gas verbrannt werden, sollte deshalb der Anteil dieses schwereren Isotops in der Luft messbar sinken. Genau dieses Prinzip nutzen Wissenschaftler normalerweise, um zwischen natürlichen und vom Menschen verursachten CO₂-Mengen zu unterscheiden.

Die überraschende Beobachtung

Die Athener Forscher behaupten nun, dass sich in den letzten vier Jahrzehnten kein klarer Trend in dieser Isotopenmischung erkennen lässt. Sie folgern daraus, dass die gigantischen natürlichen Kohlenstoffflüsse zwischen Ozeanen, Böden und Pflanzen den Effekt der fossilen Emissionen überlagern und damit unkenntlich machen.

Kritik und offene Fragen

So spektakulär das klingt, so vorsichtig reagieren Fachleute. Gut belegt ist, dass die Konzentration von CO₂ seit Beginn der Industrialisierung stetig gestiegen ist. Ebenfalls gut dokumentiert ist, dass sich die globale Isotopen-Signatur seit dem 19. Jahrhundert verändert hat und auf fossile Emissionen hindeutet. Die Athener Studie betrachtet jedoch nur einen Zeitraum von etwa 40 Jahren, was möglicherweise zu kurz ist, um den langfristigen Trend zuverlässig zu erfassen. Zudem ist das Journal, in dem die Arbeit erschienen ist, in der Fachwelt nicht unumstritten, da es häufig auch sehr spekulative Beiträge veröffentlicht.

Einordnung

Die Klimaforschung stützt sich nicht auf ein einzelnes Messverfahren, sondern auf eine Vielzahl von Belegen. Temperaturreihen, Eisbohrkerne, Ozeandaten, Satellitenbeobachtungen und physikalische Modelle ergeben zusammen ein stimmiges Bild: Der Ausstoß von Treibhausgasen durch den Menschen ist die zentrale Ursache der aktuellen Erwärmung. Eine einzelne Studie mit begrenztem Datenhorizont kann diesen breiten Wissensfundus nicht umstoßen, sondern höchstens zur weiteren Diskussion beitragen.

Mark Petersen