Im Schatten der transatlantischen Rechten: Wie Trumpismus nach Europa drängt

Im Schatten der transatlantischen Rechten: Wie Trumpismus nach Europa drängt

Netzwerke im Aufwind

Rechte Bewegungen sind längst kein nationales Phänomen mehr. Was früher voneinander getrennt wirkte – Trumps „Make America Great Again“-Bewegung in den USA und der Aufstieg der AfD, PiS oder anderer populistischer Kräfte in Europa – verbindet sich zunehmend zu einem Netzwerk, das sich über den Atlantik spannt. Kontakte zwischen den Akteuren sind keine Randnotiz, sondern strategisch geplante Begegnungen. Wenn Hans-Georg Maaßen mit Donald Trump diniert oder J.D. Vance in München öffentlich die AfD verteidigt, sind das sichtbare Zeichen dieser neuen Allianz.

Die Strategie des Exports

Das Buch von Annett Meiritz und Juliane Schäuble zeigt, dass es nicht um zufällige Sympathien geht, sondern um eine gezielte Übertragung politischer Ideen. Der „Trumpismus“ – geprägt von Nationalismus, aggressiver Rhetorik, Ablehnung von Institutionen und Medien – wird nicht nur exportiert, sondern für die europäische Bühne adaptiert. Hinter verschlossenen Türen arbeiten Lobbyisten, Berater und politische Akteure daran, den Populismus nach europäischem Maßstab umzuschreiben. Die Mechanismen ähneln sich: Polarisierung, das Schüren von Angst, die Beschwörung eines bedrohten „Volkes“.

Ein gefährlicher Schulterschluss

Bereits jetzt lässt sich absehen, dass dieser transatlantische Schulterschluss Wirkung entfaltet. Rechte Parteien in Europa sind bestens vernetzt, tauschen Strategien aus und nutzen gemeinsame Plattformen, um ihre Botschaften zu verstärken. Die Münchner Sicherheitskonferenz 2025 zeigte beispielhaft, wie offen diese Allianzen inzwischen vertreten werden. Wenn ein US-Vizepräsidenten-Kandidat wie J.D. Vance die Brandmauer gegen die AfD infrage stellt, ist das mehr als eine politische Provokation: Es ist ein Signal an die europäische Rechte, dass sie Rückendeckung von höchster Stelle bekommt.

Europa vor einem Wendepunkt

Die Autorinnen warnen, dass am Ende dieses Jahrzehnts rechtspopulistische Parteien in Europa Mehrheiten stellen könnten. Was lange wie ein Schreckensszenario erschien, rückt damit in greifbare Nähe. Der Schulterschluss zwischen Washington und europäischen Hauptstädten könnte die politischen Kräfteverhältnisse massiv verschieben – mit Folgen für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und internationale Bündnisse. Europa steht vor der Herausforderung, nicht nur die eigenen rechten Bewegungen in Schach zu halten, sondern sich auch gegen deren Verstärkung aus den USA zu behaupten.

Widerstand und Verantwortung

Doch der Prozess ist nicht unumkehrbar. In vielen Ländern regt sich Widerstand, in Zivilgesellschaft und Politik gleichermaßen. Die entscheidende Frage ist, ob es gelingt, eine klare Haltung zu bewahren und zugleich die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen, ohne sie populistischen Bewegungen zu überlassen. Denn der transatlantische Schulterschluss der Rechten ist stark, aber er ist nicht alternativlos. Die Zukunft Europas wird davon abhängen, ob sich Demokratien selbstbewusst gegen diesen Einfluss behaupten – oder ob sie sich von der Wucht des Trumpismus treiben lassen.

Mark Petersen