Warum Trump 2025 erneut gegen die Russland-Ermittlungen vorgeht

Warum Trump 2025 erneut gegen die Russland-Ermittlungen vorgeht

Fast zehn Jahre ist es her, dass der Name „Russland“ zum ersten Mal als dunkler Begleiter im politischen Leben Donald Trumps auftauchte. Damals, im Wahlkampf 2016, häuften sich Hinweise, dass der Kreml systematisch versuchte, die US-Wahl zu beeinflussen – mit Hackerangriffen, Desinformationskampagnen und subtilen Kontakten zu Trumps Team. Eine beispiellose Untersuchung durch Sonderermittler Robert Mueller sollte klären, ob der künftige Präsident direkt mit Russland kooperiert hatte – oder zumindest versuchte, Ermittlungen gegen sich zu behindern.

Heute, im Jahr 2025, ist Donald Trump wieder im Amt – und nutzt seine Macht, um diese alte Geschichte neu zu schreiben. Er lässt nicht mehr gegen sich ermitteln, sondern gegen diejenigen, die ihn einst ins Visier nahmen. Frühere Spitzenbeamte aus FBI und CIA geraten ins Fadenkreuz, als mutmaßliche Drahtzieher eines „Staatsstreichs von innen“. Das Justizministerium unter seiner neuen Justizministerin Pam Bondi hat dazu ein Verfahren auf den Weg gebracht, begleitet von einer öffentlich inszenierten Suche nach „der Wahrheit hinter dem Russland-Schwindel“.

Wer diese Entwicklung verstehen will, muss zurück in die Jahre 2016 bis 2019 blicken, in jene Phase, in der Donald Trump zum ersten Mal die Regeln des politischen Betriebs in Washington umwarf – und sich inmitten eines Netzwerks aus Verdächtigungen, Loyalitäten und Abwehrschlachten wiederfand.

Denn klar war damals schon: Russland hatte sich in die Wahl eingemischt. Darüber bestand kaum Zweifel, weder in den Geheimdiensten noch später im Senat. Der Streit begann erst bei der Frage, wie nah Trumps Team der russischen Regierung wirklich stand – und ob es sich um kalkulierte Zusammenarbeit handelte oder um eine fatale Mischung aus Eitelkeit und Naivität.

Robert Mueller, ehemaliger FBI-Direktor und als Sonderermittler mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, dokumentierte über zwei Jahre lang dutzende Kontakte zwischen Trumps Leuten und russischen Akteuren. Er stellte fest, dass der Kreml aktiv Einfluss auf den Wahlkampf genommen hatte. Aber: Eine strafrechtlich belastbare „Absprache“ mit dem Trump-Team ließ sich nicht zweifelsfrei nachweisen. Ebenso wenig konnte oder wollte Mueller bewerten, ob Trump durch die Entlassung von FBI-Direktor James Comey oder durch Druck auf Zeugen die Justiz behindert hatte – obwohl vieles in diese Richtung deutete. Seine berühmte Formulierung lautete: „Wenn wir überzeugt gewesen wären, dass der Präsident kein Verbrechen begangen hat, hätten wir das gesagt.“

Für Trump war der Fall damit aber keineswegs erledigt – im Gegenteil. Er nutzte die Ergebnisse, um sich selbst als Opfer zu inszenieren. In seinen Worten war die gesamte Russland-Affäre nichts weiter als ein „Hexenjagd“, inszeniert von politischen Gegnern, Geheimdiensten und den „Mainstream-Medien“. In seiner zweiten Amtszeit wird diese Erzählung nun zur politischen Realität: Der Spieß wird umgedreht.

Die laufenden Ermittlungen gegen die Initiatoren der damaligen Untersuchungen – darunter Ex-FBI-Chef James Comey und Ex-CIA-Direktor John Brennan – sollen belegen, dass das Russland-Narrativ nie auf echten Hinweisen beruhte, sondern auf einem gezielten Versuch, Trumps Aufstieg zu verhindern. Dabei wird nicht nur die Integrität staatlicher Behörden infrage gestellt, sondern auch die Legitimität der gesamten Russland-Ermittlungen. Der politische Zweck ist offensichtlich: Trump will sich von jeder Schuld reinwaschen und seine Kritiker diskreditieren – mit allen Mitteln des Staatsapparats.

Doch Experten warnen: Was hier als „Rechtfertigung“ verkauft wird, ist ein gefährlicher Angriff auf die Unabhängigkeit der Justiz. Denn die ursprünglichen Untersuchungen waren nicht das Produkt politischer Launen, sondern Ausdruck berechtigter Sicherheitsbedenken in einer Demokratie, die sich gegen ausländische Einflussnahme wappnen muss. Dass diese nun selbst unter Generalverdacht gestellt werden, könnte das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen dauerhaft beschädigen.

Die Russland-Affäre ist damit mehr denn je ein Symbol für den tiefen Riss, der durch das politische Amerika geht. Sie war einst eine Frage der nationalen Sicherheit – heute ist sie Teil eines Machtkampfs, in dem es längst nicht mehr um Beweise geht, sondern um Deutungshoheit. Und Trump kämpft wie immer an vorderster Front – nicht, um aufzuklären, sondern um die Geschichte zu seinen Gunsten umzuschreiben.

Mark Petersen