Epstein-Akten belasten erneut: Trump distanziert sich, Maxwell will reden

Ein Netzwerk aus Schweigen und Schuldzuweisungen
Donald Trump steht wieder im Rampenlicht – diesmal nicht wegen Wahlkampfauftritten, sondern wegen seiner historischen Verbindungen zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und dessen Komplizin Ghislaine Maxwell. Während viele alte Fragen erneut gestellt werden, kämpfen Justizbehörden, Medien und Öffentlichkeit um die Kontrolle über das Narrativ. Trump selbst bemüht sich, das Thema kleinzuhalten, und verweist auf eine angeblich harmlose Bekanntschaft, die schon vor Jahren geendet habe. Epstein sei aus Mar‑a‑Lago verbannt worden, nachdem er junge Mitarbeiterinnen abgeworben habe – so auch Virginia Giuffre, die später als eine der zentralen Anklägerinnen gegen Epstein in Erscheinung trat. Trump präsentiert sich heute als früher Kritiker Epsteins und weist jede Mitverantwortung von sich. Dennoch taucht sein Name weiterhin in Akten und Diskussionen auf – ein Schatten, den er nicht abschütteln kann.
Der Streit um die „nicht existente“ Klientenliste
Ein zentrales Element der aktuellen Debatte ist die sogenannte „Epstein-Kundenliste“ – ein Mythos, der sich seit Jahren in der Öffentlichkeit hält. Während Trump-nahe Kreise die Freigabe solcher Dokumente fordern, erklärte das Justizministerium jüngst, eine solche Liste existiere offiziell nicht. Es sei vielmehr ein Medienkonstrukt ohne faktische Grundlage. Dennoch hält sich das Narrativ hartnäckig, auch weil Andeutungen, Halbsätze und Gerichtsdokumente in der Vergangenheit immer wieder auf ein mögliches Netzwerk prominenter Mitwisser hingedeutet haben. Der Druck auf das Justizministerium wächst nun auch aus politischen Reihen: Zwei Bundesrichter wurden zuletzt dazu aufgefordert, Grand-Jury-Transkripte freizugeben – ein seltener, symbolträchtiger Vorgang, der auf das zunehmende öffentliche Misstrauen gegenüber der bisherigen Geheimhaltung reagiert.
Ghislaine Maxwells letzte Karte
Während Donald Trump sich vor allem rhetorisch verteidigt, geht Ghislaine Maxwell einen riskanteren Weg: Die inhaftierte Vertraute Epsteins hat ihrem Verteidigungsteam zufolge angeboten, vor dem US-Kongress auszusagen – unter der Bedingung, Immunität oder sogar eine Begnadigung zu erhalten. Maxwell, die eine 20-jährige Haftstrafe verbüßt, möchte im Gegenzug umfassend über das Netzwerk aussagen, das Epstein über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Der Kongress zeigt sich jedoch skeptisch. Zwar gibt es vereinzelte Stimmen, die Maxwells Angebot als potenziellen Durchbruch werten, doch die republikanisch dominierte Mehrheit lehnt einen Deal bislang ab. In der Öffentlichkeit würde eine Begnadigung Maxwells auf massive Ablehnung stoßen. Laut aktuellen Umfragen sprechen sich über zwei Drittel der Amerikaner klar dagegen aus – selbst in republikanischen Kreisen ist die Skepsis groß.
Der Präsident zwischen Gegenwehr und Transparenzversprechen
Trumps Haltung gegenüber der Affäre wirkt zunehmend ambivalent. Einerseits verteidigt er sich offensiv gegen alle Vorwürfe, bezeichnet kritische Medienberichte als „Fake News“ und spricht von einer Kampagne gegen seine Person. Andererseits betont er regelmäßig, die vollständige Offenlegung von Akten zu unterstützen – wohl in der Hoffnung, dadurch eine endgültige Entlastung herbeizuführen. Doch gerade dieses Manöver ist riskant: Denn obwohl das Justizministerium versichert, die Grand-Jury-Protokolle enthielten keine prominente „Kundenliste“, könnten neue Details über bisher ungenannte Verbindungen das politische Klima schnell kippen. Die Veröffentlichung der Transkripte, so argumentieren Kritiker, sei kein Akt der Transparenz, sondern ein Versuch, Kontrolle über das Narrativ zu gewinnen – bevor andere es tun.
Der Sumpf, der nicht trockengelegt ist
Die Epstein-Affäre bleibt eine tickende Zeitbombe im amerikanischen Diskurs. Während viele ihrer Protagonisten in Haft oder tot sind, lebt das System des Schweigens weiter. Donald Trump, der sich stets als Aufdecker eines „tiefen Staates“ präsentiert, sieht sich nun selbst mit der Forderung nach Aufklärung konfrontiert. Ghislaine Maxwell, die einstige Schattenfigur, will reden – zu ihren Bedingungen. Und die amerikanische Öffentlichkeit steht zwischen Empörung, Sensationslust und wachsendem Misstrauen gegenüber der Justiz. Der Kampf um die Deutungshoheit ist noch lange nicht vorbei.