Russlands Banken wanken – Droht eine Finanzkrise?

Die russische Wirtschaft steht unter Druck – und mit ihr das Herzstück des Finanzsystems: die Banken. Hohe Zinsen, steigende Schuldenlast, internationale Sanktionen und ein kriegsbedingt angespannter Staatshaushalt bringen das Gefüge ins Wanken. Was genau passiert gerade – und warum warnen Experten vor einer drohenden Bankenkrise?
Zinsen im Höhenflug – und Kredite am Limit
Die russische Zentralbank hat den Leitzins auf rund 20 % angehoben – ein historischer Höchstwert. Damit versucht sie, die Inflation zu bekämpfen und den Rubel zu stabilisieren. Doch das hat Folgen: Kredite werden für Unternehmen nahezu unbezahlbar.
2023 zahlten russische Firmen etwa 6 Billionen Rubel an Zinsen – 2025 sind es laut offiziellen Angaben schon rund 15 Billionen Rubel. Viele Unternehmen geraten dadurch in Zahlungsschwierigkeiten, was sich direkt auf die Banken auswirkt: Immer mehr Kredite können nicht zurückgezahlt werden, und der Anteil sogenannter „fauler Kredite“ steigt gefährlich an.
Kriegsausgaben und schwächelnde Wirtschaft
Der andauernde Krieg gegen die Ukraine zwingt den russischen Staat zu massiven Ausgaben. Gleichzeitig leidet die Wirtschaft: Exporte brechen weg, Produktionskosten steigen, internationale Lieferketten sind gestört. Das bedeutet für viele Unternehmen weniger Gewinn – und damit weniger Mittel, um Kredite zu bedienen.
Gleichzeitig zapft der Staat zur Finanzierung seiner Kriegsmaschinerie die staatlichen Reserven an. Der Nationale Wohlstandsfonds, früher ein stabilisierendes Polster, wird Stück für Stück geleert. Inzwischen fließt verdeckt Kapital in Form von Staatskrediten an große Konzerne – eine Strategie, die langfristig riskant ist.
Neue Sanktionen treffen gezielt den Bankensektor
Die westlichen Sanktionen verschärfen die Situation zusätzlich. Seit Juli 2025 sind weitere russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. Es gelten neue Transaktionsgrenzen, und viele internationale Geschäfte sind für russische Institute schlicht nicht mehr möglich.
Das führt zu einem echten Problem: Liquidität fehlt. Russische Banken bekommen weniger Zugang zu Devisen, können sich schwerer refinanzieren und geraten in Zugzwang – gerade dann, wenn viele ihrer Kunden gleichzeitig ausfallen.
Alarmzeichen mehren sich
Internationale Analysten schlagen längst Alarm: Bloomberg, der Atlantic Council und russische Wirtschaftsexperten warnen übereinstimmend vor einer systemischen Krise innerhalb der kommenden Monate. Die Risiken sind deutlich sichtbar – doch die russische Zentralbank versucht, nach außen Ruhe auszustrahlen und spricht von „stabilen Fundamenten“.
Doch das erinnert an vergangene Krisen: Wenn Zinsen hoch, Kreditausfälle häufig und Vertrauen niedrig sind, kann sich eine Bankenkrise schlagartig entfalten. Die Frage ist nicht mehr, ob es kracht – sondern wann und wie stark.
Ein fragiles Gleichgewicht
Russlands Banken stehen derzeit auf dünnem Eis. Hohe Zinsen, wirtschaftlicher Druck, außenpolitische Isolation und das Abschmelzen der Rücklagen bilden ein explosives Gemisch. Sollte es zu einer Welle von Zahlungsausfällen kommen, könnte das ganze Finanzsystem ins Rutschen geraten.
Ob die russische Regierung mit weiteren Maßnahmen gegensteuern kann – etwa durch Zinssenkungen oder verdeckte Stützung der Banken – bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Situation ist angespannt. Und die Spielräume werden enger.