Wenn der Planet brennt, warum bauen wir Raketen?

Während der Himmel sich immer weiter aufheizt, das Eis an den Polen schmilzt und die Lebensgrundlagen ganzer Regionen zerbröckeln, surren die Förderbänder in Waffenfabriken unermüdlich weiter. Die Staaten dieser Welt investieren jährlich mehr in Panzer, Raketen und Kampfjets, als es kosten würde, die Klimakrise wirksam zu bekämpfen. Es ist, als würden wir das Dach löschen, während der Keller in Flammen steht – und dann auch noch Benzin nachschütten.
Dabei wissen wir längst, was auf dem Spiel steht. Die Wissenschaft liefert klare Zahlen, deutliche Warnungen, greifbare Szenarien. Der menschengemachte Klimawandel ist kein vages Zukunftsrisiko mehr, sondern ein messbarer Realzustand. Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen und der Verlust von Lebensräumen nehmen zu – nicht irgendwann, sondern jetzt. Und während der Druck steigt, reagieren viele Länder nicht mit einer kollektiven Kraftanstrengung, sondern mit martialischer Rhetorik, Feindbildern und aufgerüsteten Grenzen.
Vielleicht liegt der Irrtum in der alten Vorstellung von Sicherheit. In einer Welt, in der Unsicherheiten aus Kanonenrohren kamen, erschien es logisch, sich mit Waffen zu schützen. Heute jedoch kommt die größte Bedrohung nicht mit Uniform, sondern mit Wassermangel, mit schmelzenden Gletschern, mit Ernteausfällen und erzwungener Migration. Die Krisen unserer Zeit sind leise, diffus, global – und sie lassen sich nicht erschießen.
Kriege belasten nicht nur Gesellschaften, sondern auch das Klima selbst. Militärische Operationen verbrauchen riesige Mengen fossiler Energie, zerstören Infrastruktur, vergiften Böden, erzeugen Emissionen, die über Jahrzehnte nachwirken. Währenddessen werden Milliarden verschlungen, die für den Aufbau nachhaltiger Energiequellen, für Bildung, Ernährungssicherheit und Anpassung an ein verändertes Klima dringend gebraucht würden. Was wir dort einsetzen, fehlt an anderer Stelle – mit Folgen, die sich nicht in geopolitischen Karten, sondern in überfluteten Küsten und ausgezehrten Feldern zeigen.
Dass wir inmitten dieser globalen Transformation weiterhin auf Aufrüstung setzen, ist mehr als nur paradox – es ist tragisch. Es verrät ein Denken, das auf Bedrohung fixiert ist, aber nicht erkennt, wo die eigentliche Gefahr lauert. Vielleicht wäre es an der Zeit, unsere Vorstellung von Stärke zu überdenken: Was, wenn wahre Stärke nicht darin liegt, wer den größeren Knopf hat, sondern wer bereit ist, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen?
Die Zukunft entscheidet sich nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in der Frage, ob wir die richtigen Prioritäten setzen. Und ob wir den Mut finden, dem Überlebensnotwendigen Vorrang vor dem Zerstörerischen zu geben. Noch ist es nicht zu spät – aber das Zeitfenster schließt sich leise.