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Unter welchem Präsidenten war die Türkei am Liberalsten?

Der Liberalismus in der Türkei hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Es gibt verschiedene Definitionen und Strömungen des Liberalismus, die sich auf politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte beziehen. Außerdem hängt die Antwort davon ab, wie man Liberalität misst und vergleicht.

Eine mögliche Antwort wäre, dass die Türkei am liberalsten unter dem ersten Präsidenten der Republik, Mustafa Kemal Atatürk (1923-1938), war. Er führte zahlreiche Reformen ein, die die Türkei zu einem modernen, säkularen und westlich orientierten Staat machten. Er schaffte das Sultanat und das Kalifat ab, führte das lateinische Alphabet ein, verlieh den Frauen das Wahlrecht und förderte die Bildung und die Wissenschaft.

Eine andere mögliche Antwort wäre, dass die Türkei am liberalsten unter dem achten Präsidenten der Republik, Turgut Özal (1989-1993), war. Er leitete eine Phase der wirtschaftlichen Liberalisierung und Globalisierung ein, die zu einem hohen Wachstum und einer größeren Integration in die internationale Gemeinschaft führte. Er setzte sich auch für eine politische Öffnung ein, die mehr Pluralismus und Toleranz gegenüber religiösen und ethnischen Minderheiten ermöglichte.

Eine dritte mögliche Antwort wäre, dass die Türkei am liberalsten unter dem elften Präsidenten der Republik, Abdullah Gül (2007-2014), war. Er war der erste Präsident mit einer islamischen Hintergrund und einer moderaten Ausrichtung. Er unterstützte den EU-Beitrittsprozess der Türkei und bemühte sich um eine Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarländern. Er war auch ein Befürworter der Demokratisierung und der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei.


Alle türkischen Präsidenten bis heute

  • Mustafa Kemal Atatürk (1923-1938): Er war der Gründer der Republik Türkei und der erste Präsident. Er führte zahlreiche Reformen ein, die die Türkei zu einem modernen, säkularen und westlich orientierten Staat machten.
  • İsmet İnönü (1938-1950): Er war der zweite Präsident und ein enger Vertrauter von Atatürk. Er führte die Türkei durch den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Er musste sich mit politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen.
  • Celâl Bayar (1950-1960): Er war der dritte Präsident und der erste von einer demokratisch gewählten Partei, der Demokrat Parti (DP). Er unterstützte die wirtschaftliche Liberalisierung und die NATO-Mitgliedschaft der Türkei. Er wurde 1960 durch einen Militärputsch abgesetzt.
  • Cemal Gürsel (1960-1966): Er war der vierte Präsident und der Anführer des Militärputsches von 1960. Er versuchte, die Demokratie wiederherzustellen und eine neue Verfassung zu erlassen. Er trat 1966 aus gesundheitlichen Gründen zurück.
  • Cevdet Sunay (1966-1973): Er war der fünfte Präsident und ein ehemaliger Generalstabschef. Er wurde vom Parlament gewählt und versuchte, die politische Stabilität zu bewahren. Er war mit sozialen Unruhen und einem gescheiterten Putschversuch konfrontiert.
  • Fahri Korutürk (1973-1980): Er war der sechste Präsident und ein ehemaliger Diplomat. Er wurde vom Parlament gewählt und musste sich mit einer zunehmenden politischen Polarisierung und Gewalt auseinandersetzen. Er wurde 1980 durch einen Militärputsch abgesetzt.
  • Kenan Evren (1980-1989): Er war der siebte Präsident und der Anführer des Militärputsches von 1980. Er suspendierte die Verfassung, verbot alle politischen Parteien und verhängte das Kriegsrecht. Er ließ sich 1982 durch ein Referendum zum Präsidenten wählen und trat 1989 zurück.
  • Turgut Özal (1989-1993): Er war der achte Präsident und der Gründer der Mutterlandspartei (ANAP). Er leitete eine Phase der wirtschaftlichen Liberalisierung und Globalisierung ein, die zu einem hohen Wachstum und einer größeren Integration in die internationale Gemeinschaft führte. Er setzte sich auch für eine politische Öffnung ein, die mehr Pluralismus und Toleranz gegenüber religiösen und ethnischen Minderheiten ermöglichte. Er starb 1993 im Amt.
  • Süleyman Demirel (1993-2000): Er war der neunte Präsident und ein langjähriger Politiker von der Gerechtigkeitspartei (AP) und später von der Wahren Pfad Partei (DYP). Er wurde vom Parlament gewählt und musste sich mit verschiedenen Krisen auseinandersetzen, wie dem Krieg gegen die PKK, dem Zypernkonflikt, dem Erdbeben von 1999 und den Spannungen mit dem Militär.
  • Ahmet Necdet Sezer (2000-2007): Er war der zehnte Präsident und ein ehemaliger Präsident des Verfassungsgerichts. Er wurde vom Parlament gewählt und galt als ein Verfechter der Säkularität und der Rechtsstaatlichkeit. Er hatte mehrere Konflikte mit dem Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan von der Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP).
  • Abdullah Gül (2007-2014): Er war der elfte Präsident und ein Mitbegründer der AKP. Er war der erste Präsident mit einem islamischen Hintergrund und einer moderaten Ausrichtung. Er unterstützte den EU-Beitrittsprozess der Türkei und bemühte sich um eine Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarländern. Er war auch ein Befürworter der Demokratisierung und der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei.
  • Recep Tayyip Erdoğan (seit 2014): Er ist der zwölfte Präsident und seit 2017 auch Vorsitzender der AKP. Er war zuvor Ministerpräsident von 2003 bis 2014. Er wurde 2014 zum ersten direkt gewählten Präsidenten gewählt und 2018 wiedergewählt unter einer neuen Verfassung, die ihm weitreichende Befugnisse verleiht. Er hat eine autoritäre Tendenz gezeigt, indem er die Pressefreiheit, die Menschenrechte, die Unabhängigkeit der Justiz und die Opposition eingeschränkt hat.