Die Schwarzen-Viertel in den USA: Zwischen Problemen und Potenzialen

Schwarzen-Viertel sind Gebiete in den USA, die hauptsächlich von Afroamerikanern bewohnt werden. Sie entstanden oft als Folge von Rassendiskriminierung, Ausgrenzung aus der Gesellschaft und wirtschaftlicher Benachteiligung. Sie hatten weniger Zugang zu Bildung, Gesundheit, Arbeit und politischer Teilhabe als weiße Viertel und litten bis in die 1960er-Jahre unter sder Rassentrennung in den USA.

Auch waren diese Viertel oft das Ziel von rassistischer Gewalt und Lynchmorden durch weiße Mobs. Hierfür kann als ein Beispiel das Massaker von Tulsa aufgeführt werden, dass sich im Jahr 1921 ereignete. Es führte zu mehr als 300 getöteten schwarzen Bewohnern und 35 niedergebrannten Häuserblocks.

Auch heute stehen die Schwarzen-Viertel in den USA noch vor vielen Herausforderungen, die ihre Lebensqualität und Chancengleichheit beeinträchtigen.
Rassismus und Polizeigewalt sowie Armut und Ungleichheit sind weiterhin vorherrschende Probleme in diesen Vierteln. Schwarze Menschen haben in den USA ein deutlich niedrigeres Einkommen, Vermögen und Bildungsniveau als weiße Menschen. Sie sind auch stärker von Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Krankheit und Kriminalität betroffen, wobei die Corona-Pandemie diese sozioökonomischen Unterschiede noch zusätzlich verschärft hat.
Hinzu kommt, dass viele historische Schwarzen-Viertel zunehmend von wohlhabenderen weißen Bewohnern oder Investoren übernommen werden, die die Mieten erhöhen und die ursprüngliche Kultur verändern.

Kulturelle und historische Bedeutung der Schwarzen-Viertel

Die Schwarzen-Viertel in den USA sind nicht nur Wohnorte, sondern auch Orte des kulturellen und historischen Erbes der Afroamerikaner. Sie haben eine wichtige Rolle gespielt in der Entwicklung und Verbreitung von Kunstformen wie Musik, Literatur, Malerei oder Theater, die die amerikanische Kultur bereichert und geprägt haben.

In den 1920er und 1930er Jahren gab es im New Yorker Stadtteil Harlem eine kulturelle Bewegung, die das Selbstbewusstsein und die Kreativität der Schwarzen Bevölkerung förderte, mit Schriftstellern wie Langston Hughes, Zora Neale Hurston oder James Baldwin, Musikern wie Duke Ellington, Louis Armstrong oder Billie Holiday und Künstlern wie Aaron Douglas oder Augusta Savage.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand in New Orleans der Jazz, eine Musikrichtung, die sich aus afrikanischen und europäischen Einflüssen mischte. Der Jazz wurde zu einem Symbol für die Freiheit und Vielfalt der Schwarzen Kultur und beeinflusste andere Musikgenres wie Blues, Rock oder Hip-Hop.

Der Jazz: Eine Musikrichtung, die Ende des 19. Jahrhunderts in New Orleans entstand und sich aus afrikanischen und europäischen Einflüssen mischte. Der Jazz wurde zu einem Symbol für die Freiheit und Vielfalt der Schwarzen Kultur und beeinflusste andere Musikgenres wie Blues, Rock oder Hip-Hop. Zu den berühmtesten Jazzmusikern gehören Miles Davis, John Coltrane oder Ella Fitzgerald.

Nicht zu vergessen ist auch der Hip-Hop, eine kulturelle Bewegung, die in den 1970er Jahren in den Bronx entstand und sich aus Elementen wie Rap-Musik, Graffiti-Kunst, Breakdance oder DJing zusammensetzte. Der Hip-Hop wurde zu einer Ausdrucksform für die sozialen Probleme und Forderungen der Schwarzen Jugendlichen in den städtischen Ghettos und verbreitete sich weltweit. Zu den einflussreichsten Hip-Hop-Künstlern gehören Grandmaster Flash, Public Enemy oder Tupac Shakur.

Die Schwarzen-Viertel sind auch Zeugen der Geschichte des Kampfes für Gleichberechtigung und Bürgerrechte der Afroamerikaner. Sie waren Schauplätze von Widerstandsbewegungen gegen Rassismus, Segregation oder Gewalt sowie von Solidaritätsaktionen für soziale Gerechtigkeit oder politische Partizipation. Als Beispiele können hier die Underground Railroad und die Bürgerrechtsbewegung aufgeführt werden.
Aktuell erregt die auch die Black Lives Matter-Bewegung viel Aufmerksamkeit, bei der es um Polizeigewalt und institutionellen Rassismus gegenüber Afroamerikanern geht.


Exkurs: Die Underground Railroad

Die Underground Railroad war ein Netzwerk von Fluchtrouten und Verstecken für Sklaven aus dem Süden der USA im 19. Jahrhundert. Viele freie Schwarze sowie weiße Abolitionisten halfen den Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Norden oder nach Kanada. Zu den bekanntesten Helfern gehören Harriet Tubman oder Frederick Douglass.



Der oft schlechte Ruf der Schwarzen-Viertel

Viele weiße Menschen sehen die Schwarzen-Viertel als Orte der Armut, Kriminalität und Gewalt an. Sie glauben, dass die Schwarzen Bewohner faul, ungebildet oder kriminell sind und keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen.

Werfen wir mal einen Blick in die Statistik der Mord- und Totschlagsdelikte in den USA aus dem Jahr 2019: Laut dem FBI gab es im Jahr 2019 in den USA insgesamt 16.425 Mord- und Totschlagsdelikte. Davon wurden 55 Prozent von schwarzen Tatverdächtigen begangen und 43 Prozent von weißen, wobei der Anteil der Schwarzen Bevölkerung in den USA bei etwa 14% liegt.

Den oft schlechten Ruf von Schwarzen-Vierteln begründet auch, dass viele weiße Menschen sie als Orte der kulturellen Differenz oder Fremdheit ansehen, oder als Orte der Bedrohung oder Konkurrenz. Sie befürchten, dass die Schwarzen Bewohner ihnen Ressourcen wie Arbeitsplätze, Wohnraum oder Bildung wegnehmen oder ihre Privilegien infrage stellen.

Einige Schwarze-Viertel, die als soziale Brennpunkte gelten, sind besonders stark unter Verruf geraten. Hier ein paar Beispiele…

  • South Central Los Angeles: Dieser Stadtteil ist bekannt für seine Bandenkriege zwischen den Bloods und den Crips, die seit den 1970er Jahren zahlreiche Opfer gefordert haben. Auch die Rassenunruhen von 1992 nach dem Freispruch der Polizisten, die Rodney King brutal zusammengeschlagen hatten, fanden hier statt.
  • Englewood Chicago: Dieser Stadtteil ist einer der gefährlichsten in Chicago und hat eine der höchsten Mordraten des Landes. Die Gewalt ist vor allem auf Drogenhandel und Bandenaktivitäten zurückzuführen. 
  • Harlem New York: Dieser Stadtteil war einst das Zentrum der afroamerikanischen Kultur und der Harlem Renaissance. Seit den 1960er Jahren hat er jedoch einen Niedergang erlebt und wurde zu einem Synonym für Verfall, Drogen und Kriminalität. In den letzten Jahren hat sich Harlem jedoch etwas erholt und versucht, sein kulturelles Erbe wiederzubeleben.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele für Schwarze Viertel in den USA, die sich sehr gut entwickelt haben. Hier sind einige Beispiele:

  • Anacostia Washington D.C.: Dieser Stadtteil war lange Zeit als eines der ärmsten und gefährlichsten Viertel der Hauptstadt bekannt. Seit den 2000er Jahren hat er jedoch einen Wandel erlebt und ist zu einem attraktiven Wohn- und Kulturort geworden. Die Bewohner haben von Investitionen in die Infrastruktur, die Bildung und die Sicherheit profitiert.
  • West End Atlanta: Dieser Stadtteil ist einer der ältesten und historischsten Schwarzen-Viertel in Atlanta. Er war einst das Zentrum der Bürgerrechtsbewegung und beherbergt mehrere Universitäten und Museen. In den letzten Jahren hat er sich zu einem lebendigen Viertel mit einer vielfältigen Bevölkerung entwickelt. Die Bewohner haben von einer verbesserten Verkehrsanbindung, einer steigenden Nachfrage nach Immobilien und einer wachsenden Kreativszene profitiert.
  • Bronzeville Chicago: Dieser Stadtteil war einst als die „Black Metropolis“ bekannt und war das Zentrum der afroamerikanischen Kultur in Chicago. Er war die Heimat vieler berühmter Musiker, Schriftsteller und Aktivisten wie Louis Armstrong, Richard Wright oder Ida B. Wells. In den letzten Jahren hat er eine Renaissance erlebt und ist zu einem beliebten Touristenziel geworden. Die Bewohner haben von einer Erhaltung ihres kulturellen Erbes, einer Förderung ihrer lokalen Wirtschaft und einer Stärkung ihrer Gemeinschaft profitiert.

Ausblick

Die Schwarzen-Viertel in den USA haben eine lange Geschichte des Kampfes und der Kreativität. Sie haben viele Herausforderungen überwunden und viele Beiträge zur amerikanischen Gesellschaft geleistet. Sie sind nicht nur Orte der Probleme, sondern auch Orte der Hoffnung und des Potenzials.

In den letzten Jahren haben sich einige Schwarze-Viertel positiv verändert und neue Möglichkeiten geschaffen. Sie haben von Initiativen profitiert, die auf mehr wirtschaftliche Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und kulturelle Vielfalt abzielen. Sie haben auch von einer wachsenden Solidarität zwischen verschiedenen ethnischen und rassischen Gruppen profitiert, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen.

Die Zukunft der Schwarzen-Viertel hängt jedoch nicht nur von ihnen selbst ab, sondern auch von der gesamten amerikanischen Gesellschaft. Es braucht mehr politischen Willen und gesellschaftliches Engagement, um die strukturellen Ursachen für die Ungleichheit und Gewalt anzugehen. Es braucht mehr Respekt und Anerkennung für die Identität und Würde der Schwarzen Bevölkerung. Es braucht mehr Dialog und Zusammenarbeit zwischen allen Menschen, die in den USA leben.

Die Schwarzen-Viertel sind ein wichtiger Teil des amerikanischen Mosaiks. Sie haben das Recht auf Sicherheit, Wohlstand und Glück. Sie haben auch viel zu bieten an Inspiration, Innovation und Schönheit. Wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten, können wir eine bessere Zukunft für sie und für uns alle schaffen.


Verweise

Black communities are most victimized by gun violence. Too often it’s assumed we are to blame | Gregory Jackson Jr | The Guardian

Facts About the U.S. Black Population | Pew Research Center


Ausgabe 5 / 03.04.2023

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