Die Kugel und das Ohr – War das Trump-Attentat echt oder Inszenierung?
Als im Juli 2024 ein Schuss über ein Wahlkampffeld in Butler, Pennsylvania, peitschte und Donald Trump sich mit blutendem Ohr duckte, schien für einen Moment die Welt stillzustehen. Der ehemalige Präsident, mitten in seiner Comeback-Kampagne, wurde knapp verfehlt. Ein Zuschauer starb, zwei weitere Menschen wurden verletzt. Der mutmaßliche Schütze, Thomas Matthew Crooks, kam bei einem Schusswechsel ums Leben. Kaum waren die ersten Bilder veröffentlicht, entfaltete sich jedoch ein ganz anderes Drama – nicht auf der Bühne, sondern in den digitalen Tiefen des Netzes: War das alles echt? Oder ein politisches Schauspiel?
In den Stunden nach dem Angriff explodierten soziale Medien. Hashtags wie #StagedShooting oder #FakeAssassination trendeten weltweit. Videos wurden in Zeitlupe analysiert, Bildausschnitte vergrößert, angebliche Widersprüche hervorgehoben: Warum war kaum Blut zu sehen? Warum zeigte Trump schon kurz darauf stolz sein bandagiertes Ohr? Und weshalb tauchte kein unabhängiger medizinischer Bericht auf, der die Verletzung eindeutig dokumentierte? Diese Fragen nährten die Vorstellung, das Ereignis könnte eine perfekt getimte Inszenierung gewesen sein – eine Mischung aus politischem Märtyrertum und Wahlkampf-Show.
Offizielle Stellen reagierten nüchtern. Das FBI bestätigte, dass ein Projektil tatsächlich Trumps Ohr gestreift habe. Sein früherer Arzt Ronny Jackson sprach von einer „Schusswunde“, und auch forensische Untersuchungen belegten, dass es sich nicht um eine Attrappe oder einen inszenierten Effekt gehandelt habe. Dennoch hielt das die Zweifel nicht auf. Ein Grund: Die Informationspolitik war lückenhaft. Die Ermittlungen liefen hinter verschlossenen Türen, und Trump selbst nutzte den Vorfall, um sein Image als unerschütterlichen Kämpfer zu pflegen – was Skeptikern wie Öl ins Feuer goss.
Besonders symbolträchtig war der Auftritt seiner Anhänger auf dem republikanischen Parteitag kurz darauf. Viele trugen weiße Pflaster über dem rechten Ohr, eine Geste der Solidarität, die zugleich wie eine perfekt orchestrierte Kampagnenidee wirkte. Für Kritiker war das der Beweis: Hier wurde ein realer Angriff zum politischen Mythos umgeformt – oder, schlimmer noch, von Anfang an als solcher geplant.
Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass es kaum greifbare Belege für eine Inszenierung gibt. Der Täter ist identifiziert, die ballistischen Spuren sind dokumentiert, und mehrere Augenzeugen bestätigten die Schüsse. Wahrscheinlicher ist, dass sich hier zwei Ebenen überlagern: ein realer Anschlag und eine mediale Überhöhung, die das Ereignis zur Symbolgeschichte machte. Trumps Ohr wurde zur Ikone – halb Wunde, halb Werbesignet.
Ob man den Vorfall nun als Beinahe-Tragödie oder als geschickte Selbstvermarktung sieht, bleibt eine Frage der Perspektive. Sicher ist nur: Der Schuss hallte nach – nicht wegen seines physischen Effekts, sondern wegen der Bilder, der Mythen und der politischen Wirkung, die er entfaltete. In einer Welt, in der Wahrheit und Inszenierung kaum noch zu trennen sind, reicht manchmal ein Tropfen Blut, um ein ganzes Narrativ zu entfachen.
