Amerika zurück ins Weiße? Der politische Unterton hinter Trumps Vision

Wenn Kritiker sagen, Donald Trump wolle Amerika „wieder weiß machen“, dann sprechen sie nicht nur über Hautfarbe, sondern über ein ganzes Gesellschaftsbild, das tief in der amerikanischen Geschichte verwurzelt ist. Der Ausdruck ist bewusst doppeldeutig – er spielt mit dem berühmten Wahlkampfslogan „Make America Great Again“ und unterstellt ihm einen unausgesprochenen Subtext: Die Sehnsucht nach einem Land, das ethnisch homogener, kulturell klarer dominiert und politisch konservativer war – kurz: weißer.
Diese Lesart ist kein Zufall. Während seiner ersten Amtszeit und darüber hinaus zeigte Trump immer wieder, wie stark er sich auf jene Teile der Bevölkerung stützt, die sich durch gesellschaftlichen Wandel bedroht fühlen. Seine Politik zur Einwanderung, seine Kommentare über „Shithole countries“ und seine bewusste Abgrenzung gegenüber Bewegungen wie Black Lives Matter lassen sich kaum losgelöst von Fragen nach ethnischer Zugehörigkeit betrachten. Als er etwa offen bedauerte, dass nicht mehr Menschen aus Norwegen in die USA einwanderten – im Gegensatz zu afrikanischen oder karibischen Ländern –, klang das für viele wie eine Wertung entlang rassischer Linien.
Die Trump’sche Vision von „Greatness“ scheint nicht die eines vielfältigen, offenen Amerikas zu sein, sondern eher die einer Nation, die sich auf das zurückbesinnt, was lange als Norm galt: weiße Mehrheitsgesellschaft, christlich geprägt, kulturell dominant. Dass er damit viele weiße Wähler*innen emotional erreicht, ist kein Zufall – und auch keine neue Strategie. Schon in den 1960er-Jahren arbeiteten konservative Politiker mit ähnlichen rhetorischen Codes, etwa als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung.
Was Trump dabei so gefährlich macht, ist nicht nur seine Rhetorik, sondern seine Fähigkeit, diese kulturelle Rückwärtsbewegung politisch zu instrumentalisieren. Mit Begriffen wie „law and order“, mit Patriotismus-Offensiven in Schulprogrammen und mit gezielten Provokationen gegenüber Minderheiten befeuert er ein Klima, das ethnische Vielfalt nicht als Stärke, sondern als Bedrohung darstellt. Wer das „wieder weiß machen“ nennt, meint damit nicht nur den demografischen Wandel, sondern die Vorstellung, dass ein bestimmtes Amerika – ein exklusives, dominantes, weißes – wieder zur Norm werden soll.
Die Kritik daran ist scharf, weil sie nicht nur politische Entscheidungen betrifft, sondern den Charakter des Landes selbst. In dieser Perspektive ist Trump nicht bloß ein konservativer Politiker, sondern ein Verfechter eines gesellschaftlichen Rollbacks, bei dem ethnische Homogenität als Ideal wieder salonfähig gemacht wird. Und genau deshalb ruft der Satz „Trump will Amerika wieder weiß machen“ so viel Widerspruch, aber auch so viel Zustimmung hervor – weil er tief in das kollektive Selbstverständnis der USA hineinragt.