Wie ein Neustart ohne Erdoğan die türkische Wirtschaft retten könnte

Wie ein Neustart ohne Erdoğan die türkische Wirtschaft retten könnte

Die türkische Wirtschaft hat in den letzten Jahren massiv an Stabilität und Vertrauen verloren. Die Landeswährung Lira ist stark gefallen, die Inflation ist auf historische Höchstwerte gestiegen, und das Vertrauen internationaler Investoren hat gelitten. Ein zentraler Grund für diese Entwicklung war die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, insbesondere seine umstrittene Einflussnahme auf die Zentralbank und seine unorthodoxe Zinspolitik. Doch was wäre, wenn Erdoğan nicht mehr an der Macht wäre? Könnte ein junger, reformorientierter Präsident die Wende bringen?

Ein Machtwechsel allein würde die wirtschaftlichen Probleme der Türkei nicht lösen. Aber er könnte die notwendige Grundlage schaffen für einen Neuanfang – vor allem, wenn die neue Führung entschlossen ist, Vertrauen zurückzugewinnen und verlorene institutionelle Stabilität wiederherzustellen. Besonders entscheidend wäre, dass die Zentralbank wieder unabhängig agieren darf. Eine geldpolitische Rückkehr zu klaren, glaubwürdigen Zielen – insbesondere zur Inflationsbekämpfung – könnte die türkische Lira stabilisieren und die Kapitalflucht stoppen.

Ebenso wichtig wäre es, das Vertrauen internationaler Investoren zurückzugewinnen. Seit Jahren ziehen sich diese schrittweise zurück oder meiden die Türkei als Risikomarkt. Der Grund liegt nicht nur in der wirtschaftlichen Unsicherheit, sondern vor allem in der politischen Unberechenbarkeit und fehlenden Rechtssicherheit. Eine neue Führung, die sich klar zur Rechtsstaatlichkeit und Transparenz bekennt, könnte diesen Trend umkehren. Investitionen fließen dorthin, wo Regeln gelten und Vertrauen besteht.

Auch im Inneren stünde die Türkei vor großen Aufgaben. Die Wirtschaft müsste grundlegend modernisiert werden. Das betrifft das Bildungswesen, die Innovationsförderung und den Arbeitsmarkt ebenso wie die Steuerpolitik. Der Dienstleistungssektor ist stark, aber langfristiges Wachstum braucht ein starkes industrielles und technologisches Fundament. Eine junge, international orientierte Regierung könnte hier neue Impulse setzen – wenn sie den Mut zu echten Reformen aufbringt.

Dabei darf auch die Außenpolitik nicht unterschätzt werden. Eine Rückkehr zu stabileren, kooperativen Beziehungen mit der EU, den USA und den Nachbarn der Region würde nicht nur geopolitische Spannungen mindern, sondern auch neue wirtschaftliche Chancen eröffnen. Die Türkei liegt strategisch günstig und hat als Brücke zwischen Europa und Asien enormes Potenzial, das derzeit kaum genutzt wird.

Der Weg zurück zu wirtschaftlicher Stabilität wäre kein einfacher, aber er ist möglich. Wenn die politische Führung bereit ist, sich von autoritären Mustern zu lösen und stattdessen auf transparente, regelbasierte Politik zu setzen, könnte die Türkei Schritt für Schritt verlorenes Vertrauen zurückgewinnen – und damit den Grundstein legen für eine wirtschaftlich starke Zukunft.

Mark Petersen