Die Qualität von Rohöl, das weltweit gefördert wird, variiert erheblich und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Der geografische Ursprungsort, die geologischen Bedingungen und die spezifische Art des geförderten Öls spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Unterschiede sind nicht nur von technischer Bedeutung, sondern haben weitreichende Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Wert des Öls und die Komplexität seiner Raffination.
Die Klassifizierung von Rohöl: Dichte und Schwefelgehalt
Rohöl wird in der Regel nach zwei Hauptkriterien klassifiziert: der Dichte und dem Schwefelgehalt. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich, wie das Öl verarbeitet und wofür es verwendet werden kann.
Leichtes vs. Schweres Rohöl:
Leichtes Rohöl zeichnet sich durch eine niedrige Dichte aus, was es einfacher macht, es zu raffinieren. Solches Öl enthält einen höheren Anteil an wertvollen Fraktionen wie Benzin und Diesel, die auf dem Markt stark gefragt sind. Schweres Rohöl hingegen hat eine höhere Dichte und besteht aus mehr schweren Molekülen. Diese machen die Verarbeitung aufwendiger und erfordern spezielle Raffinationsprozesse, um das Öl in marktfähige Produkte umzuwandeln.
Süßes vs. Saures Rohöl:
Der Schwefelgehalt ist ein weiterer entscheidender Faktor. Süßes Rohöl hat einen niedrigen Schwefelgehalt von unter 0,5%, was es weniger korrosiv und umweltfreundlicher macht. Solches Öl ist einfacher zu verarbeiten und führt zu weniger Umweltbelastung. Saures Rohöl enthält dagegen mehr als 0,5% Schwefel, was die Raffination erschwert und die Kosten in die Höhe treibt. Außerdem führt saures Rohöl zu mehr Umweltverschmutzung, wenn es nicht entsprechend behandelt wird.
Regionale Unterschiede in der Ölqualität
Die geografische Herkunft von Rohöl hat einen großen Einfluss auf dessen Qualität. Verschiedene Regionen der Welt sind bekannt für die Produktion von Rohöl mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften.
Im Nahen Osten, einer der größten Ölproduktionsregionen der Welt, wird vor allem mittleres bis schweres, saures Rohöl gefördert. Einige Länder in dieser Region produzieren jedoch auch leichtes, süßes Öl. Venezuela ist bekannt für besonders schweres und saures Rohöl, dessen Verarbeitung zu marktfähigen Produkten besonders komplex und teuer ist. In Russland wird oft schwereres Öl mit höherem Schwefelgehalt gefördert, was ähnliche Herausforderungen bei der Verarbeitung mit sich bringt.
In Nordamerika, insbesondere in den USA, produziert Texas leichtes, süßes Rohöl, das als West Texas Intermediate (WTI) bekannt ist. Dieses Öl genießt aufgrund seiner hohen Qualität große Beliebtheit. In Kanada hingegen gibt es große Vorkommen an schwerem Rohöl, insbesondere in den Ölsanden von Alberta, was eine intensive Verarbeitung erfordert. Die Nordsee, insbesondere die Ölquellen in Großbritannien und Norwegen, produziert ebenfalls leichtes, süßes Rohöl, das für seine hohe Qualität geschätzt wird.
„Schmutziges“ Öl: Die Herausforderungen schwerer und saurer Rohöle
Bestimmte Rohölsorten gelten als „schmutziger“ aufgrund ihres hohen Schwefelgehalts, ihrer Dichte oder aufgrund von Verunreinigungen wie Schwermetallen. Das Rohöl aus den venezolanischen Ölsanden oder den kanadischen Athabasca-Ölsanden ist dafür bekannt, dass es besonders komplexe Raffinationsprozesse erfordert. Diese Art von Öl ist nicht nur teurer in der Verarbeitung, sondern auch umwelttechnisch problematischer.
Fazit: Die Bedeutung der Herkunft für den Ölmarkt
Es gibt signifikante Unterschiede in der Qualität des geförderten Öls weltweit. Diese Unterschiede sind nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich und umweltpolitisch relevant. Bestimmte Staaten sind für die Produktion von „schmutzigerem“ oder qualitativ minderwertigerem Rohöl bekannt, was den Preis, die Raffinierungskosten und die Umweltbelastung erheblich beeinflusst. Daher spielt die geografische Herkunft von Rohöl eine entscheidende Rolle auf dem globalen Ölmarkt.