Sure 5 Vers 32 des Korans wird häufig zitiert, um die Ablehnung von Mord im Islam zu verdeutlichen. In der Übersetzung lautet dieser Vers:
„Aus diesem Grund haben Wir den Kindern Israels verordnet, dass, wer einen Menschen tötet, es sei denn für Mord oder Unheilstiftung auf Erden, es so ist, als ob er die ganze Menschheit getötet hätte. Und wer einen Menschen rettet, es so ist, als ob er die ganze Menschheit gerettet hätte. Und wahrlich, Unsere Gesandten sind mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Dennoch verübten viele von ihnen danach noch Übergriffe auf der Erde.“
Dieser Vers wird oft als Beweis herangezogen, dass der Koran das Töten unschuldiger Menschen strikt verurteilt und dem Schutz des menschlichen Lebens höchste Bedeutung beimisst. Die moralische Lehre hinter diesem Vers ist klar: Das Leben eines Einzelnen ist von unschätzbarem Wert und dessen Schutz sollte oberste Priorität haben.
Jedoch ist es wichtig, den Kontext und die nachfolgenden Verse zu berücksichtigen, um ein umfassendes Verständnis zu gewinnen. Kritiker führen an, dass die unmittelbar folgende Sure, Vers 33, die Friedensbotschaft relativiert. Sure 5 Vers 33 lautet:
„Die Vergeltung für die, die Krieg gegen Allah und Seinen Gesandten führen und auf Erden Unheil stiften, ist nur, dass sie getötet oder gekreuzigt oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgeschlagen oder dass sie aus dem Land verbannt werden. Das ist für sie eine Schande im Diesseits, und im Jenseits haben sie schwere Strafe zu erwarten.“
Hier wird deutlich, dass das Töten unter bestimmten Umständen, nämlich als Strafe für diejenigen, die „Krieg gegen Allah und Seinen Gesandten führen und auf Erden Unheil stiften,“ gerechtfertigt wird. Dies könnte als Einschränkung oder Bedingung für die allgemeine Verurteilung von Mord in Vers 32 verstanden werden.
Die verschiedenen Interpretationen dieser Verse haben zu unterschiedlichen Auffassungen über die Anwendung und Bedeutung geführt. Einige Gelehrte argumentieren, dass Vers 33 spezifische historische Kontexte und bestimmte Verbrechen betrifft und nicht als generelle Erlaubnis für Gewalt verstanden werden sollte. Andere wiederum sehen in diesen Versen einen klaren Hinweis darauf, dass es Situationen gibt, in denen der Koran harte Strafen für bestimmte Verbrechen rechtfertigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sure 5 Vers 32 eine starke und weitreichende moralische Botschaft vermittelt, die das Töten von Unschuldigen verurteilt und die Rettung von Leben als höchstes Gut hervorhebt. Doch die Interpretation dieses Verses kann durch den Kontext der nachfolgenden Verse beeinflusst werden, was zu einer komplexeren Sichtweise auf die Lehren des Korans führt. Es ist daher wichtig, die Heilige Schrift im Gesamtkontext zu betrachten und verschiedene Interpretationen und historische Hintergründe zu berücksichtigen, um ein vollständiges Bild zu erhalten.